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30.11.2023 Kategorie: Gemeinde

Die „Capelle zu Vechelde"

im Werk des Landschaftsmalers Pascha Johann Friedrich Weitsch

Die Porzellanmalerei mit der „Capelle zu Vechelde", die hier in den Fo­kus rücken darf, steht als pars pro toto für ein einzigartiges Tafelservice, das der Landschaftsmaler Pascha Johann Friedrich Weitsch (1723 - 1803) zwischen 1763 und 1768 schuf.

Pascha Weitsch stammte aus einer Handwerkerfamilie im Harzvorland. Dank glücklicher Zufälle konnte sich das Talent des jungen Mannes ent­falten. Autodidaktisch und mit enormer Energie erarbeitete sich Weitsch die Fähigkeiten eines professionellen Künstlers, unterstützt durch die Braunschweiger Herzöge. Er wurde zunächst einer der wichtigsten Maler in der herzoglichen Porzellanmanufaktur Fürstenberg.

Nach dem Ende des Siebenjährigen Kriegs (1763) gab Herzog Carl I. ein großes Tafelservice bei der Manufaktur in Auftrag, für das auch Pascha Weitsch einen Probeteller ablieferte und daraufhin mit der Bemalung des gesamten Geschirrs betraut wurde. Statt zeittypischer Ideallandschaften gestaltete er einen Dekor „mit den Städten, Pflecken, Ämtern und Dörfern des Braunschweigischen Landes". Er zeigt verschiedene Gegenden mit charakteristischen Gebäuden und Landschaftsprospekten, wie Wolfenbüt­tel mit der Silhouette des Brockens oder auch die Kirche zu Vechelde.

Diese wählte er drei Mal als Motiv, zum einen auf einer viereckigen Schüssel (Abbildung 1 und 2) sowie auf zwei großen Esstel­lern. Die gedeckte Tafel bot ein zusam­menhängendes Bild des Herzogtums in seiner geographi­schen Ausdehnung und landschaftlichen Ausprägung. Die heimischen Land­schaften werden von Büschen und Bäu­men, Erdschollen und Wurzelwerk sowie Wolkenfor­mationen umrahmt und dabei vor dem weiß schimmernden Porzellangrund wirkungsvoll in Szene gesetzt. Häu­fig sind Figuren in Rückenansicht dargestellt, um dem Betrachter den Bildraum zu erschließen und ihn am Naturerlebnis teilhaben zu lassen.

In der Vorbereitung wanderte Pascha Weitsch zwei Jahre lang durch das Land und fertigte Skizzen nach der Natur, von denen sich zahlreiche Blät­ter im Kupferstichkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museums erhalten haben, so auch von der „Capelle zu Vechelde" (Abbildung 3).

Im Werk des Porzellanmalers Pascha Weitsch bildet das große Tafelservi­ce den Höhepunkt.

Nach und nach verlagerte Weitsch sein Schaffen auf die Ölmalerei. Zu Recht gilt der Maler als Entdecker des Harzes für die Kunst. Das impo­sante Mittelgebirge wurde für ihn zum Lebensthema. Meilensteine im Schaffen von Weitsch waren die Ansicht der „Rosstrappe" (1669) und die „Ansicht des Brockens vom Kleinen Fallstein aus gesehen" (um 1775), die sich gemeinsam mit eindrucksvollen Zeichnungen dieser Motive er­halten haben. Der stimmungsvolle, individuelle Blick des Künstlers auf die heimische Landschaft weist unmittelbar auf die deutsche Romantik voraus.

Zum 300. Geburtstag von Pascha Weitsch richtet das Herzog Anton Ul­rich-Museum eine Sonderausstellung aus, die die Bedeutung des Künst­lers für die deutsche Landschaftsmalerei des 18. Jahrhunderts würdigt; auch eine Darstellung Ihrer Kirche wird zu sehen sein. Sie sind herzlich eingeladen!

NATURTALENT. 300 Jahre Pascha Weitsch, 08.12.2023 - 07.04.2024.

Dr. Martina Minning (Leitung Angewandte Kunst HAUM)

Abbildung 1 und 2: Große Schale mit der Kapelle zu Vechelde, Fürstenberg 1763 - 1768, Bemalung: Pascha Johann Friedrich Weitsch, Porzellan, Aufglasurfarben, Goldstaffierung, Richard Borek Stiftung, Inv.-Nr. PO 03956-015, Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Marc Stantien. Abbildung 3: Capelle zu Vechelde, 1757 - 1786, Pascha Johann Friedrich Weitsch,

Graphit, Feder in Schwarz, HAUM, Inv.-Nr. Z WB XII 13b, Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum

Beitrag von Gemeindebrief