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29.08.2021 Kategorie: Gemeinde

Andacht

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Bald wird es wieder Herbst werden. Und wir werden zwei Gesichter des Herbstes erleben können: auf der einen Seite noch warme Sonnenstrahlen und Blätter, die sich in ihrer bunten Farben­pracht überbieten wollen. Aber plötz­lich sind die Blätter nicht mehr bunt, sondern ihre Farben gehen ins Erdige, die Bäume werden langsam kahl.

Morgens kann es schon richtig kalt sein. Gerade ist noch Erntezeit mit Äp­feln, Trauben und Kürbissen in Fülle, und auf einmal ist die Zeit mit den trü­ben Tagen da, mit Nebel und Schmud­delwetter. Das eben noch so schön ge­färbte Laub der Bäume fällt ab und hinterlässt kahle Zweige. Die Natur beginnt, sich zur Ruhe zu setzen. Vie­les erscheint dann kalt, grau und dun­kel: So ist der Herbst mit seinen vielen schönen Seiten gleichzeitig auch ein Symbol für die Vergänglichkeit und das Sterben alles Lebendigen. Dunkel­heit, Kälte und trübes Wetter schlagen vielen Menschen aufs Gemüt und zeh­ren an den Kräften.

Die Themen der Gottesdienste des Kir­chenjahres fügen sich passend dazu ein und wechseln von Erntedank zu den Themen Buße, Trauer, Tod und Ewig­keit.

Manche Menschen würden diese Zeit am liebsten überspringen, möglichst gleich in der heimeligen Advents- und Vorweihnachtszeit ankommen. Die Frage, die sich mir stellt, ist aber, ob wir Menschen nicht genauso wie die Natur auch diese Zeit des Herunterfah­rens und des Innehaltens brauchen. Die Natur macht Pause und lädt uns Men­schen ein, ihr zu folgen. Auch wir kön­nen nun ein wenig ausruhen, bekom­men Zeit, uns bewusst zu machen, dass Abschied und Trauer zum Leben dazu gehören.

Das wiederum ist die eine Seite, denn die Natur zeigt uns jetzt auch noch et­was anderes: Im Herbst pflanzen wir zum Beispiel manche Blumenzwiebel und geben so unserer Hoffnung Aus­druck, dass die Kahlheit nicht ewig bleiben wird, dass nach dem Spät­herbst und dem Winter mit dem Früh­jahr wieder ein neuer Anfang kommt.

Und wenn wir einmal ganz genau unter das Herbstlaub schauen, dann sehen wir an den Zweigen manchmal schon winzig kleine Knospen. Das Sterben eines Blattes und die darunter stecken­de Knospe voller Leben weisen uns darauf hin, dass im Sterben immer schon ein neuer Anfang begründet ist. So können wir an und in der Natur er­kennen, dass Tod und Neubeginn nah beieinander liegen. Sie zeigt uns, dass auch in dunklen Phasen unseres Le­bens, in schwierigen Lebenssituatio­nen, in Phasen der Traurigkeit oder Krankheit sowie im Abschied etwas Neues entstehen will.

Oder um es auf einen kurzen Nenner zu bringen: An und in der Natur kön­nen wir erkennen, dass Gott selbst bei uns ist und uns begleitet an jedem Tag, an dem wir leben ... und darüber hin­aus.

Bleiben Sie gesund, behütet und geseg­net!    

Ihr Pfarrer Harald Böhm

Beitrag von Gemeindebrief